Planänderung: Vancouver!

Der Weg in die nördlichen Rocky Mountains führte entlang des Liard River und stetig bergauf. An soeben genanntem Fluss schlugen wir unser erstes Nachtquartier auf und erlebten einen fantastischen Sonnenuntergang bei, wie kann es auch anders sein, einem fetten Lagerfeuer. Dieses war jedoch auch notwendig, denn es wurde klirrend kalt.

Liard River

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, waren die Scheiben von innen und auch der Wasserhahn am Spülbecken eingefroren. So macht Aufstehen Laune. 😉

Das anstehende Tagesziel hätte jedoch nicht passender sein können – die Liard Hot Springs. Vom dort angeschlossenen Campingplatz führt ein Holzsteg über Moore in einen verwunschenen Wald hinein. Es war schwer vorstellbar, aber wir fanden hier tatsächlich heiße Quellen vor – die vielleicht Schönsten dieser Erde. Naja, zumindest konnten wir uns nichts Schöneres vorstellen. Aus einem Felsen sprudelt über 50 Grad Celsius warmes Wasser heraus und ist der Ursprung eines kleinen Flusses. Es war das Paradies für uns und wir wärmten unsere durchgefrorenen Körper bis die Hände schrumpelig waren und der Kreislauf nicht mehr mitmachte. Eines war klar, am nächsten Morgen mussten wir noch einmal schwimmen gehen.

Liard Hot Springs – am Abend

Was wir jedoch nicht ahnten, es würde in einer Winterlandschaft sein! Über Nacht fielen einige Zentimeter Schnee, und spätestens jetzt war uns klar, dass der Winter angekommen ist und dieser das Reisen nicht gerade erleichtern würde. Das Bad in der heißen Quelle bei Schneefall war aber einfach nur genial!

Liard Hot Springs – der Morgen danach

Weiter ging es in Richtung Rocky Mountains, und die Strassenverhältnisse waren durch den Wintereinbruch nicht die Besten. Überrascht wurden wir trotzdem von unserem plötzlich ausbrechenden Heck und schlidderten auf ein Flussbett zu. Glücklicherweise waren wir recht langsam unterwegs, und unser Auto ließ sich noch abfangen. Am gleichen Abend fielen die Temperaturen ins zweistellig negative, und wir kamen schwer ins Grübeln, ob wir uns dies noch länger antun sollten. Ein Blick auf das Wetter unserer Zielorte Jasper und Banff machte die Entscheidung reichlich einfach. Schnee und klirrende Kälte… und noch mehr Schnee. Wir mussten weg! Am nächsten Morgen ging es also auf den Weg nach Vancouver, wo es nachts angenehme 10 Grad haben sollte. Durch die große Entfernung saßen wir drei Tage nahezu ununterbrochen im Auto. Wir passierten einen wunderschönen Hochpass inclusive auf der Straße stehende, verdutzt schauende Rentiere, sahen gefühlt eine Milliarde Kühe (selbst beim Campen hatten wir Besuch) und genossen die rohe und vom Menschen noch wenig verunstaltete Landschaft Kanadas. Besonders spektakulär war der Sea-To-Sky Highway, der im Nobelskiort Whistler startet und vor den Toren Vancouvers endet. Allein an diesem Streckenabschnitt hätten wir problemlos einen Monat verbringen können…

Steht ein Rentier am Wegesrand
Die Kuh lässt Grüßen
Nur einer der vielen spektakulären Aussichten des Sea-to-Sky Highways

In Vancouver steuerten wir zunächst unseren potenziellen kostenlosen Stellplatz für die Nacht an. Kostenloses Campen direkt am Rande des Zentrums, in dieser Metropole? Es klang zu schön um wahr zu sein, stimmte aber tatsächlich. Keine fünf Minuten nach Ankunft saßen wir mit einem Bier unter einer Palme (!), bestaunten die Skyline Vancouvers, und es war warm! Es ist unglaublich, wie sehr man früher für selbstverständlich erachtete Dinge, wie beispielsweise Wärme, wieder zu schätzen lernt. 

Hi Vancouver!

Die gesamte Weltreise beschäftigt und begeistert uns bereits die Fotografie. Insbesondere bei Tieraufnahmen kommt unsere kompakte Kamera jedoch an ihre Grenze, und so entschlossen wir uns, nach vielen Diskussionen und Abwägungen, aufzurüsten. Vancouver wurde also zunächst zum shoppen genutzt, und wir sind nun stolze Besitzer einer spiegellosen Systemkamera. Die Tiere können kommen! 

Als hätten sie es geahnt, sichtete Janna am nächsten Morgen direkt ein paar Seehunde, die sich im Hafenbecken sonnten. Läuft! 

Vancouver wurde natürlich auch noch angeschaut, und ist eine Stadt mit vielen Facetten und einer sehr hohen Lebensqualität. Direkt am Meer gelegen, werden die Einwohner mit unzähligen Stränden verwöhnt. Umsäumt ist die Stadt von Bergen und bietet tolle Wander- und Wintersportmöglichkeiten. Wem das nicht reicht um sich zu entspannen, der greift einfach zu Mariuhana, das hier legal erworben werden kann, und dessen Geruch einem gefühlt überall entgegenweht. 

Wir nutzten zunächst die verregnete Zeit mit einem Besuch im Bloedel Obervatory (ja, es heißt tatsächlich so…), einem riesigen Gewächshaus mit seltenen „freilebenden“ Vogelarten. Warum? Klar, die Kamera musste auf Herz und Nieren getestet werden. 😉

Profi bei der Arbeit

Mit aufklarendem Wetter zog es uns nach draußen. Wir schlenderten durch das hippe und von Künstlern geprägte Granville Island und ließen uns in den dortigen Markthallen von kanadischen Köstlichkeiten verführen. Ein Spaziergang im Stanleypark, dem drittgrößten Stadtpark Nordamerikas, durfte natürlich auch nicht fehlen. Im ältesten Stadtteil Gastown konnten wir die erste mit Wasserdampf betriebene Uhr der Welt (und hunderte Asiaten im Selfiewahn) bestaunen, es war jedoch ein Stadtteil der Gegensätze. Während um die Uhr herum teure Markenläden ansässig sind, und der Reichtum nicht zu übersehen ist, leben in der Parallelstrasse viele hundert Obdachlose in teils desolatem körperlichen Zustand auf dem Gehweg. Das Sozialsystem in Kanada scheint leider ähnliche Probleme aufzuweisen wie das seines Nachbarlandes.

Die erste mit Wasserdampf betriebene Uhr der Welt
Schöne Aussicht vom Stanley Park auf die Skyline

Vancouver war schon richtig schön und das dort herrschende milde Klima Balsam für unsere Seele. Da wir durch den vorzeitigen Aufbruch gen Süden etwas Zeit gewonnen haben, geht es nun weiter nach Vancouver Island. 

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Martin
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Martin

In der Bear’s Paw Bakery in Jasper gab es vor vielen vielen Jahren richtig tolle Cookies :).
Viel Spass noch und eine gute Reise.

Janna & Chris
Gast
Janna & Chris

Vielen Dank! Die müssen wir wohl bei unserer nächsten Kanada-Reise besuchen ☺
Liebe Grüße in die Heimat!

HanChan Kim
Gast
HanChan Kim

Envious~~~!