In Etappen nach Los Angeles

Entlang dem wunderschönen Highway 1 ging es nach San Francisco. Die Anfahrt hatten wir bewusst so gelegt, dass wir die Golden Gate Bridge überqueren. Für manch Einen mag dies nur eine Brücke sein, für uns war es unglaublich über dieses Meisterwerk der Architektur zu fahren. Das Vergnügen war leider sehr kurz und auf einmal standen wir, umgeben von bunten und aufwendig verzierten Häusern, mitten in einem Wohngebiet von San Francisco. Es sollte jedoch nur ein kurzes Gastspiel in Form von Einkaufen und Wäsche waschen werden, denn es ist unser Plan, hier unser Auto zu verkaufen. Ein längerer Aufenthalt wird also so oder so noch folgen. 

San Francisco ist bekannt für seine Hügel und diese lernten wir auf dem Weg zum Waschsalon direkt kennen. Es war abartig steil und Jannas Nerven lagen blank. Schafft es unser Camper hoch? Fällt der Aufsatz ab? Müssen wir wirklich in Hanglage am Stoppschild halten? Ja, nein, ja. Es war also alles gut, jedoch war unser Auto zum ersten Mal an seiner Grenze angelangt. 

Die Wäscherei, die wir uns ausgesucht hatten, war leider nicht der erwartete Münzwaschsalon, sondern eine klassische Wäscherei mit einer Angestellten, die etwas schwer von Begriff war. In Anbetracht der Parksituation entschlossen wir uns jedoch nicht nochmal loszuziehen. Am Ende können wir die teuerste Waschladung unserer Weltreise, sowie von der Angestellten geklautes Waschmittel verbuchen. 

Unser nächstes Ziel sollte Los Angeles werden. Für den Weg dorthin hatten wir drei Tage eingeplant und uns einige schöne State Parks zum Übernachten ausgesucht. Spät am ersten Platz angekommen, lernten wir Californiens Camperkultur kennen. Es war Anfang November alles, bis auf einen Behindertenplatz für 65$ die Nacht, voll. Dies widersprach all unseren Prinzipien, und es ging mit einem Flyer bezüglich Campingplatzalternativen weiter auf die Suche. Es ist kaum zu glauben, aber es war jeder naheliegende Platz nochmals deutlich teurer. Es wurde also ein ungemütlicher Schotterplatz am Highway, und gepaart mit dem Stress in San Francisco flossen bei Janna ein paar Tränen. Eines haben wir gelernt… in Kalifornien muss wirklich zu jeder Jahreszeit reserviert werden. Da dies kurzfristig nicht möglich ist, hieß es für die nächsten Tage auch Klinken zu putzen. 

Nach einer unruhigen, da lauten Nacht entschieden wir uns zumindest an einem schönen Ort zu frühstücken und zogen auf einen Parkplatz am Meer um. Es lohnte sich! Kleine Vögel pickten Muscheln aus den sich zurückziehenden Wellen, das Meer donnerte auf die Felsen und einige Robben schliefen in der Sonne. Die Welt war wieder in Ordnung. 

Vögel zum Frühstück

Unsere Route verlief entlang des kaum besiedelten Los Padres National Forest. Greift der Mensch wenig in die Natur ein, entfaltet sich ihre gesamte Schönheit. Es war atemberaubend. Steilküsten wechselten sich mit Wäldern ab und nach jeder Kurve gab es eine andere Schönheit zu bestaunen. 

Beeindruckende Steilküste

Im weiteren Verlauf der Fahrt wurde es wieder deutlich flacher und aus der Steilküste wurden Strände. An einigen dieser Strände konnten wir vereinzelt Robben sehen, bis wir den Elephant Seal Point erreichten. Was wir dort sahen war fast unglaublich. Direkt am Strand lagen hunderte Elephant Seals, sprich Seelöwen. Die Schnauze der männlichen Exemplare haben die Form eines Elefantenrüssels, was auch zur Namensgebung führte. Direkt vor unserer Nase lagen sie. Klein, groß, dick und dicker. Die Meisten schliefen mit einem Grinsen im Gesicht, kratzen gelegentlich ihre speckigen Körper, und die Männchen kämpften im Wasser. Es ging um Einiges, nämlich einen Harem von bis zu zwanzig Weibchen. Die Kämpfe sahen im ersten Moment lustig aus, aber es ging ordentlich zur Sache. Unsere Lieblingspose hatten gähnende Männchen inne. Aber seht einfach selbst… 

Wer will sich nicht einfach dazu legen?
Die Einen kämpfen…
…und die Anderen interessiert es nicht

Vor den Toren von LA passierten wir Malibu, einen Ort der Schönen und Reichen. Vom Prunk Malibus sahen wir jedoch wenig, denn sehr dichter Nebel verhinderte die Sicht. Trotz allem lagen Menschen am Strand, surften, und die Stimmung wirkte sehr unaufgeregt. Was wohl keiner wusste, ist, dass einer der schlimmsten Waldbrände Kaliforniens, das Woolsey und Hill Fire, am Entstehen war. 

In Santa Monica angekommen, hatten wir uns mit viel Aufwand einen günstigen Stellplatz in der Nähe des Venice Beach und Santa Monica Piers organisiert. Es hätte schlechter laufen können. Nach Ankunft ging es direkt an den Pier und es war die Hölle los. Zwischen tausenden Menschen trommelten, zauberten und sangen Straßenkünstler. Umgeben waren sie von rauschenden Achterbahnen, Losbuden und im Fett bruzelnden Donuts. Es war interessant zu sehen, jedoch war unser Highlight das sich hier befindende Ende der Route 66.

Kaum zu glauben dass sich ihr Ende auf einem Pier befindet

Am Tag darauf gaben wir uns erneut dem Touristenprogramm hin und besuchten den Walk of Fame. Es war beeindruckend, die Unmengen an Sternen auf dem Boden zu sehen, gleichzeitig merkten wir jedoch auch, wie wenig der Künstler wir eigentlich kennen. 

Hier kniet der echte Glamour

Abgesehen von einem kleinen Teilbereich dieser sehr langen Straße wirkte alles schwer in die Jahre gekommen, und neben Unmengen an Souveniershops zeichneten Sexshops und Obdachlose das Straßenbild. Der Glamour dieser einst prunkvollen Straße hat sich offenbar nach außen verlagert. Da wir dringend neue Kleidung brauchten ging es weiter nach Downtown. Die erwarteten Einkaufsläden gibt es hier kaum noch. Auch Downtown war geprägt von Obdachlosen, heruntergekommenen Gebäuden und Unmengen an Müll. Angereist mit dem Bild einer schillernden Grossstadt vor Augen, wurden wir von der Realität eingeholt. Mit Beverly Hills, Malibu und Santa Monica schillert nur ein sehr kleiner Teil einer Stadt, deren eigentliches Bild von Armut und heftigen Verkehrsproblemen geprägt ist. 

An Tag drei ging es zum Griffith Observatory, einem Planetarium am Rande der Hollywood Hills. Neben einer tollen Aussicht auf die Stadt sowie das Hollywood Sign, beeindruckte uns auch das Planetarium sehr. Neben interessanten Ausstellungen gab es dort ein Kino. Ohne große Erwartungen besuchten wir einen Film über die Entstehung der Erde. Der Film war jedoch eine Live Präsentation in einem Kino Dome. Ich habe mich in der Vergangenheit berufsbedingt stark mit Präsentationen befasst. Wer sich hierfür interessiert, der sollte sich diese Meisterwerke nicht entgehen lassen. Wir waren schwer beeindruckt! 

Wer kennt es nicht!?
Griffith Observatory

Zusammengefasst ist Los Angeles eine Grossstadt, die hinter ihrem nach außen strahlenden Glamour auch jede Menge Probleme zu bewältigen hat. Ein Besuch war es allemal wert, und insbesondere für Menschen mit einem Faible für Vergnügungsparks und Entertainment ist sie das Mekka. Nach drei Tagen freuten wir uns jedoch sehr, wieder in die Natur und ohne es zu wissen, im letzten Moment dem Woolsey Fire entfliehen zu können. Es geht weiter zum Grand Canyon!

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