Ningaloo Reef – I

Unser nächstes Zwischenziel auf dem Weg zum berühmten Ningaloo Reef im Westen Australiens sollte Monkey Mia werden. Dabei handelt es sich um einen Ort, für welchen man Eintritt bezahlt, um mit Glück Delfine zu füttern, welche jeden Morgen aus dem Meer zum Frühstück zu Besuch kommen. Zugegebenermaßen eine ziemlich kommerzielle und touristenlastige Sache, deren Freunde wir normalerweise nicht sind. Als wir in Berichten lasen, dass schon früh morgens die Touris dafür Schlange stehen, und eine Campingplatz-Besitzerin davon abriet, beschlossen wir, doch lieber einen Tag länger im Ningaloo Reef zu bleiben, und Monkey Mia außen vor zu lassen. Delfine hatten wir schließlich schon einige gesehen: Einige bei der Steilkante auf unserem Weg in den Westen, und einige nur wenige Meter vom Strand entfernt bei der Futtersuche. Dazu kam, dass gerade Schulferien waren und daher überall viel mehr los war als sonst. Wieviel mehr, das sollten wir später noch staunend erfahren.

Auf dem Weg nach Norden fuhren wir einen Campingplatz an, der uns sofort wahnsinnig gut gefiel. Über Schotter und Stein war die Anfahrt zwar mühsam, jedoch wurden wir belohnt mit Ruhe und Idylle direkt am Meer. Wir genossen einen entspannten Abend, und den Sonnenaufgang am nächsten Morgen schaute ich mir zusammen mit einem Weißbauchadler an, der sich ein paar Meter neben mir auf einem malerischen Steg niederließ. Es sind tolle Bilder entstanden!

Als wir beim Frühstück die Verfügbarkeit der Campingplätze in den Nationalparks des Ningaloo Reefs checkten, war es jedoch vorbei mit der Entspannung. Es war alles bummvoll. Auch telefonische Anfragen wurden allesamt abgelehnt, und wir fragten uns, wo wir die nächsten Nächte überhaupt bleiben sollten! Nach stundenlanger Recherche stand der Plan fest: Erster Zwischenstopp bei Coral Bay, einem recht touristischen Ort mit jedoch vielen Campingplätzen. Wir hofften, dort spontan noch einen Stellplatz zu finden. Als wir in den Ort hineinfuhren, staunten wir nicht schlecht über diese Oase, die sich wie aus dem Nichts nach stundenlanger Fahrt durch staubiges Niemandsland hervortat. Und ein Camper stand neben dem nächsten.. es war unglaublich, wie voll dieses Örtchen war, und vorallem wie professionell die Australier bezüglich Campingequipment ausgestattet waren. Wir kamen uns mit unserem kleinen Honda und Roof Top Tent ziemlich underdressed vor! Aber ein Plätzchen war noch übrig, und so hatten wir den Nachmittag Zeit, zum Strand zu gehen. Ich konnte mir schwer vorstellen, dass sich bei diesem Betrieb auch nur ein Fisch in die Nähe traut. Ich hatte ja keine Ahnung! Keine 5 Meter vom Strand entfernt begann ein Korallenriff, das seinesgleichen sucht. Man hatte das Gefühl, man schwebt über einer Landschaft aus einer anderen Welt, einer Märchenwelt. Die Korallen ragten in verschiedensten Formen und Farben in die Höhe – in der Form riesiger Rosenblüten, verzweigter Röhrenstrukturen, flacher Platten und großen Büschen, in Farben von blau bis rosa.. und dazwischen tummelten sich Unmengen kleiner und großer farbenprächtigster Fische. Teilweise sahen sie aus wie übertrieben mit Neonfarben geschminkt, so geleuchtet haben sie. Dazu das klare, warme und lichtdurchflutete Wasser – es war ein wunderschönes Schnorchelerlebnis! Abends genossen wir noch einmal den Komfort einer heißen Dusche und Spültoiletten, bevor wir am nächsten Tag einen sehr abgelegenen Campingplatz anpeilten, der auschließlich für Fahrzeuge mit Vierrad-Antrieb geeignet sein sollte. Die Strecke dahin wurde als sehr anspruchsvoll und nichts für schwache Nerven deklariert, und so hofften wir, dass wir dort noch unangemeldet ein schönes Plätzchen für die nächsten Tage bekommen können. Und oooohh jaaa – die Strecke hatte es in sich!

Über eine fürchterliche, unbefestigte Straße mit Bodenwellen und Schlaglöchern wie aus dem Bilderbuch ging es im Schneckentempo an die nächsten 50 km, die man allein zur Rezeption zurücklegen musste. Der Wagen wurde so beängstigend durchgeschüttelt,  dass wir es für unmöglich hielten, dass uns ein zweiter Wagen mit deutlich höherem Tempo überholte, und das auch noch mit Anhänger! Da kam uns der Tipp von Hr. Gillenberg wieder ins Gedächtnis – bloß nicht zu langsam über diese Bodenwellen fahren! Chris gab Gas. Und es wurde tatsächlich deutlich besser. Nach einer halben Stunde kamen wir zeitgleich mit unserem Überholer an der Rezeption an und waren stolz wie Oskar. Was unser kleiner Honda alles kann! Zusammen mit den Nerven von Chris ein starkes Team 🙂

Wir hatten Glück, und es gab noch ein Plätzchen an unserem Wunschstrand für uns, der South Lefroy Bay. Wir schnappten uns die Schlüssel und fuhren weiter. Nur noch 14 km.. doch nach 12 km war definitiv Schluss für uns. Der Boden wurde immer weicher, und kurz vorm Ziel steckten wir hoffnungslos im tiefen Sand fest. Nun rächte sich, dass wir nicht vorschriftsgemäß die Luft aus unseren Reifen gelassen hatten! In brütender Mittagshitze buddelten wir die Reifen frei, aber es ging nichts mehr. Aber hey – das hier ist Australien. Schon längst hatte uns ein hilfsbereiter Landsmann vom Strand aus beobachtet und war mit seiner Hightech-Offroad-Karre auf dem Weg zu uns, um uns zu retten. Lässig verband er  sein Abschleppseil mit unserem Fliegengewicht und zog uns per Knopfdruck mit der Power-Winde aus dem Schlamassel. Und diesmal erwischte es auch mal Chris mit etwas, was er nun unbedingt haben will nach unserer Weltreise. Ihr könnt euch denken, was! Nach dieser Rettungsaktion und nun vorbildlich abgelassenen Reifen erreichten wir unseren bisher schönsten Campingplatz, in einer kleinen Sandbucht direkt am glasklaren, türkisfarbenen Meer, das Korallenriff direkt um die Ecke. Die Anfahrt hatte sich mehr als gelohnt! Für die nächsten 3 Tage richteten wir uns hier häuslich ein. Meine Sorge, ob wir hier jemals wieder herauskommen, schob ich erst einmal zur Seite. Wir berichten bald, wie es uns ergangen ist!

Malerischer Sonnenaufgang
Weißbauchadler in der Morgensonne
Coral Bay
Coral Bay
South Lefroy Bay
South Lefroy Bay

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Doria
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Doria

Hi Ihr beiden!

ich beneide euch ein bißchen….um die Ruhe, die Ihr um Euch habt, auf die Hitze könnte ich aber verzichten…kennst mich ja, Hanna! 😉
Erdet Euch weiter und kommt gesund an Euren Zielen an!
Eigentlich müsstet Ihr ständig Schluckauf haben, wo oft wie ich an Euch denke! 😉

Liebe Grüße aus Durlach!